Ein Scheunendach ist eine wertvolle Photovoltaikfläche

Christian Wolf, Investitionen in der Landwirtschaft müssen schlau geplant werden, damit eine Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Kann eine Photovoltaikanlage mithelfen, die Tragbarkeit einer landwirtschaftlichen Baute zu verbessern?

Christian Wolf: Wenn auf dem Betrieb eigener Strom verbraucht wird, hilft eine PV-Anlage, die Betriebskosten zu senken, und ist deshalb wirtschaftlich interessant.

Welche Voraussetzungen braucht es dabei?

Eigenen Strom abzugeben ist nicht interessant, ihn selber zu verbrauchen jedoch schon. Die eigene Energie ist immer günstiger, als wenn diese vom Stromanbieter gekauft wird. Wenn die Produktion und der Verbrauch auf einem Betrieb zueinander passen, hat man den grössten Nutzen.

Kann man auf jedes bereits bestehende landwirtschaftliche Gebäude eine PV-Anlage bauen oder braucht es oft bauliche Anpassungen?

Landwirtschaftliche Gebäude mit Schrägdächern haben gute statische Voraussetzungen, um eine PV-Anlage zu montieren, besser als bei Flachdächern. Die Gebäudesubstanz muss jedoch immer im Einzelfall beurteilt werden, bevor man etwas auf das Dach montiert. Manchmal muss auch die Dachhaut ersetzt werden, damit in den nächsten dreissig Jahren keine Reparaturen notwendig werden.

Welches Dachmaterial soll man bei einem neuen Dach oder bei einem Neubau wählen, damit später eine PV-Anlage leicht montiert werden kann?

Auf Trapezblech oder isolierten Sandwichplatten können die Module am günstigsten montiert werden. Bei Welleternit und vor allem bei Ziegeln ist die Montage aufwendiger und teurer.

Kann eine PV-Anlage nebst der Stromproduktion an einem Gebäude weitere Nutzen bringen?

Wenn man das erwähnte Dachmaterial nimmt, dann hilft ein isoliertes Dach zum Beispiel gegen die Sommerhitze im Stall darunter. Oft sind Synergien möglich, die auch einen agronomischen Nutzen bringen – beispielsweise auch als Sonnendach für die Heubelüftung. Nimmt man eine Agri-PV-Anlage, werden die Kulturen darunter geschützt. Wobei wir hier noch am Anfang stehen.

Was sind nebst dem Dach weitere bauliche Herausforderungen bei einer PV-Anlage?

Das ist vor allem der Zustand der Hauptverteilung, wo der Strom eingespeist wird. Viele sind veraltet oder zu wenig gross. Zudem ist die Kapazität einer Stromzuleitung auf den Hauptverteiler zu schwach. Das zeigt sich beispielsweise bei Siedlungen, die vor 40 Jahren gebaut wurden. Damals dimensionierte man nach der Bezugstrommenge, was für die heutige Rückspeisung nicht mehr reicht.

Es gilt nach wie vor, bei der Planung zuerst die Netzabklärungen zu machen. Das Netz auszubauen ist teuer und muss oft selbst finanziert werden. Allerdings hängt dies auch vom Anschlusspunkt ab, und in Zukunft ist auch eine Förderung des Netzausbaus möglich.

Kann bei einem schwachen Netz eine Speicherbatterie helfen?

Es ist einfacher und oft günstiger, in eine Speicherbatterie als in den Netzausbau zu investieren, was dann auch mehr Eigenverbrauch ermöglicht.

Sind Speicher bereits heute wirtschaftlich?

In vielen Fällen ist das bereits heute so. Die Kosten für die Geräte sind gesunken und in der Landwirtschaft ist neu eine Förderung im Rahmen der Strukturverbesserungsverordnung möglich. Damit soll die Eigenstromnutzung auf den Betrieben unterstützt werden und Beiträge bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten sind möglich.

Das steckt jedoch noch in den Anfängen. Wir haben viele Gesuche unserer Kunden für diese Förderung hängig, nicht alle Kantone sind hier gleich weit.

Wird der Speicher in Zukunft notwendig für eine wirtschaftliche Produktion?

Es ist so, dass momentan viele PV-Anlagen gebaut werden. Ich schätze, dass in fünf Jahren bei schönem Wetter der Einspeisepreis miserabel sein wird. Die Herausforderung ist es, den Strom in die Nacht zu bringen. Für diesen Ausgleich ist die Variante mit dem Batteriespeicher ideal.

Das tönt, als müsste bei der Planung einer PV-Anlage gleich auch ein Standort vorgesehen werden, wo der Speicher platziert werden kann. Kann man den irgendwo in einem Keller unterbringen oder welche baulichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Für Batterieleistungen bis 100 kWh sind die Vorgaben gering und man kann ein solches Gerät in vorhandenen Räumen installieren, sofern die Brandschutzvorschriften erfüllt werden können. Für grössere Batteriespeicher sind die Vorschriften noch nicht klar definiert. Die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen arbeitet hier Weisungen aus.

Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass grössere Speichermodule in einem externen Container ausserhalb der Betriebsgebäude platziert werden. Hier werden die Bewilligungsbehörden wohl noch vor Herausforderungen gestellt, wie sie dies in der Landwirtschaftszone handhaben wollen.

Wie gross ist die Bedeutung der Landwirtschaft bei der Produktion alternativer Energien?

Die ist sehr gross. Die Landwirtschaft ist prädestiniert, eine dezentrale Energieversorgung auf die Beine zu stellen. Es gibt grosse Dachflächen, es hat Hofdünger, es gibt Holzheizungen, die man auch zur Stromproduktion umbauen kann. Wenn hier noch ein Container mit Batterien hingestellt wird, kann viel erreicht werden. Zudem stellen wir immer wieder fest, dass die Landwirtschaft bereit ist, in diesen Bereich zu investieren.

Wird der Landwirt zum Energieversorger der Zukunft?

Die Landwirtschaft ist die Schlüssellösung zur Energiewende. Wenn man Agri-PV, Holzenergie und Windenergie nimmt, geht dies immer über einen Landwirtschaftsbetrieb oder Waldbesitzer. Zudem investiert die Landwirtschaft oft nachhaltiger als die Industrie. Die Industrie investiert bei einer Amortisationsdauer von fünf Jahren, die Landwirtschaft denkt in Generationen und kann anders kalkulieren.

Wer ein neues Betriebsgebäude erstellt, hat vielleicht kein Geld mehr, um auch noch eine PV-Anlage zu bauen. Ist hier ein Contracting eine gute Lösung für Landwirte?

Von einem Solarcontracting rate ich ab. Dachflächen sind zu wertvoll, als dass man die einem Betreiber für wenig Geld überlässt. Besser wartet man zu, bis später eine Eigenfinanzierung möglich ist.

Wenn man gerade dabei ist, eine PV-Anlage zu bauen, macht es doch Sinn, die ganze Maschinenhalle einzudecken. Oder nur den Teil, den man selber verbrauchen kann?

Wenn eine Anlage sehr viel Überschuss macht, rechnet sich das nicht, wenn man diesen Strom zu Preisen, die nicht kostendeckend sind, einspeisen muss. Der Fokus muss auf dem Eigenverbrauch sein, hier spart man bei jeder kWh. Es wäre dann schade, mit diesen Einsparungen den nicht kostendeckenden Teil der Anlage zu finanzieren.

(Interview Beat Schmid, die grüne)